Das Sozialwerk der franzfreunde

franzfreunde, das sind zu allererst Menschen, die sich für Menschen in Notlagen einsetzen – bedingungslos und voller Wertschätzung und Respekt für die Lebenswege jedes Einzelnen. franzfreunde sind für Menschen da, die ohne Hilfe, Beratung und Unterstützung kein menschenwürdiges Leben führen können. Die Franziskanische Sozialwerke Düsseldorf gemeinnützige GmbH und die Franziskanische Altenhilfe Düsseldorf gemeinnützige GmbH stellen den laufenden Betrieb aller unserer Einrichtungen sicher.

Heute ist unser Sozialwerk einer der bedeutendsten Anbieter in der Wohnungslosenhilfe in Düsseldorf mit Einrichtungen im gesamten Stadtgebiet. Gemeinsam mit den Menschen, die sich uns anvertrauen, entwickeln wir neue Lebensperspektiven und begleiten sie auf ihrem Weg zurück in ein gefestigtes Leben. An unserem Campus Rath betreiben wir darüber hinaus ein Pflegeeinrichtung für Senioren, die auf Hilfe angewiesen sind und dabei ihr individuelles Leben weiterführen möchten. Mit dem separaten Wohnbereich „Villa“ bieten wir für pflegebedürftige Wohnungslose zusätzlich ein überregional vielbeachtetes Projekt für Leben im Alter. Mehr als 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewältigen diese Aufgaben Tag für Tag mit Leidenschaft und Freude.

Leitgedanke unserer Arbeit ist das Franziskanische Prinzip, in dem wir den gedanklichen Kern unserer Arbeit zusammengefasst haben: franzfreunde vereinen Achtsamkeit, Respekt und Toleranz gegenüber allen Lebensentwürfen und -wegen mit der größtmöglichen Kompetenz in der Pflege genauso wie in der Sozialarbeit. Auf dieser Basis stellen wir Hilfeangebote bereit, die immer den Einzelnen und seine Bedürfnisse im Blick haben.

 

Die Wurzeln

Als franzfreunde blicken wir inzwischen auf mehr als 160 Jahre des Helfens zurück: 1857 hatte Johannes Höver die Ordensgemeinschaft der Armen-Brüder des heiligen Franziskus in Aachen gegründet. Gemeinsam mit seinen Mitbrüdern folgte er dem Beispiel des Franz von Assisi, in frei gewählter Armut zu leben und das eigene Wirken in den Dienst der Menschen zu stellen. Der Orden wirkte in der Armen- und Krankenpflege genauso wie im Schuldienst und der Erziehung. Sein Leitwort „Sich in Werken der Barmherzigkeit üben“ ist bis heute unser Anspruch und Ansporn.

1932 übernehmen die Armen-Brüder die Leitung des Caritasheims am Rather Broich in Düsseldorf, wo sich bis heute der Hauptstandort unseres Sozialwerks befindet. Damals war hier gerade ein Heim für betreuungsbedürftige Invaliden entstanden. Zusätzlich kümmern sich die Brüder um mittellose „Wanderer“. Ab 1933 finden hier Menschen Schutz und Hilfe, die aufgrund der herrschenden Ideologie des Nationalsozialismus gesellschaftlich ausgegrenzt werden. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges werden zudem viele Menschen aufgenommen, die durch Vertreibung und Ausbombung ihr Obdach verloren haben – und das, obwohl Bombenangriffe die Gebäude schwer beschädigen.

 

Fokus auf Wohnungslose und Senioren

In den 1950er Jahren bilden sich schließlich drei Arbeitsbereiche heraus: die Hilfe für Wohnungslose, die Altenhilfe und ein Jugend- und Lehrlingsheim. Die Hilfe für junge Menschen wird später an andere Hilfseinrichtungen übertragen. In dieser Zeit entsteht die Fokussierung auf die Bereiche Wohnungslosen- und Seniorenhilfe, die bis heute Bestand hat. Nach und nach müssen die alten Gebäude abgerissen und, angepasst auf sich verändernde Bedürfnisse, neu gebaut werden.

1972 wird der Bereich der Wohnungslosenhilfe komplett neu konzipiert: Die Ordensbrüder bauen gemeinsam mit immer mehr aus dem weltlichen Bereich hinzukommenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein komplexes System der Betreuung und Beratung auf. Das Ziel: Den Hilfesuchenden ermöglichen, wieder selbstbestimmt zu wohnen und eine feste Arbeit zu finden. Für die, die ein solches Ziel nicht erreichen können, werden neue Wohnangebote unter menschenwürdigen Verhältnissen jenseits von Schlafsälen und extrem beengten Wohnmöglichkeiten geschaffen. Eine Idee, die wir ebenfalls seither kontinuierlich weiterentwickelt haben und die maßgeblich von Bruder Matthäus Werner vorangetrieben wurde, der 1976 die Leitung der Einrichtung übernahm. Für sein selbstloses Engagement wird er 1997 – wie schon sein Vorgänger Bruder Fulgentius Maria Lehmann zuvor – mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

 

Neue Wege in der Wohnungslosenhilfe

In der Folge werden immer wieder neue Formen der Hilfe entwickelt. 1981 entsteht in Derendorf die erste sogenannte Trainingswohnung. Sie bietet den Menschen die Möglichkeit, Leben und Wohnen in einer Wohngemeinschaft realistisch einzuüben. Sozialarbeiter beraten und betreuen sie dabei im Rahmen einer Nachsorge nach stationären Hilfemaßnahmen.

1983 richten wir den Bereich Streetwork ein – als eine der ersten Organisationen in Deutschland, die dieses Angebot für wohnungslose Menschen bereitstellt. Mit der ersten Nachtunterkunft in der Kölner Straße als Hintergrundangebot besteht zusätzlich eine niedrigschwellige Einrichtung, auf die die Streetworker bei ihren Streetworkgängen hinweisen und dorthin vermitteln. Die professionelle Beziehungsarbeit, die auf der Straße ihren Anfang nimmt, kann damit in der Nachtunterkunft fortgesetzt werden. Die Streetworker sind zur Hälfte ihrer Arbeitszeit auf der Straße und zur anderen Hälfte in der Einrichtung. Somit treffen die Männer, die von der Straße kommen, im Haus auf ihnen bekannte Gesichter. Heute bieten wir in zwei Notschlafstellen 88 Betten für Männer an. In den vier Wintermonaten kommen 26 Betten in der Winternothilfe für Männer und Frauen hinzu. 2017 wurde das Angebot um 58 Notschlafplätze ergänzt.

In den 1990er Jahren werden die stationären Hilfeangebote den sich wandelnden Anforderungen angepasst. Die große stationäre Einrichtung am Rather Broich mit 200 Menschen, die zum Teil in Bettensälen übernachten, wird zu eng. Auch wächst das Bedürfnis mancher Hilfesuchender, sich selbst zu versorgen und ihre eigenen Ressourcen zu nutzen. Es entstehen zunächst die ersten beiden Außenwohngruppen auf dem Gelände des Rather Broichs. Von 1996 bis 2000 eröffnen wir Einrichtungen mit stationären Außenwohngruppen in den Stadtteilen Eller, Angermund, Derendorf und Pempelfort. Die entsprechenden Plätze der Vollversorgung werden in Plätze der Selbstversorgung umgewandelt. In Düsseldorf sind wir der erste Träger, der mit stationären dezentralen Außenwohngruppen einen neuen konzeptionellen Weg geht. Mit der Eröffnung einer weiteren Einrichtung in Bilk 2015 können wir das bis dahin genutzte Gebäude am Rather Broich wieder der Vollversorgung zuführen. Heute bietet unser Sozialwerk 101 Plätze in der Selbstversorgung an.

1998 eröffnet die Beschäftigungshilfe. Arbeit bietet Tagesstruktur, stärkt das Selbstwertgefühl und ist bedeutsam für einen gelingenden gesellschaftlichen Integrationsprozess. Langzeitarbeitslose, wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen finden Betätigungsfelder in den Bereichen Sozialkaufhaus, Möbelservice (Haushaltsauflösungen, Entrümpelungen), Neu- und Umgestaltung alter Möbel, Maler und Lackiererhandwerk und Gärtnerei. Die von Sozialarbeitern und Arbeitsanleitern begleiteten Maßnahmen helfen bei der Stabilisierung und der Wiederherstellung geordneter Lebensverhältnisse. Damit stellen sie beschäftigungsvorbereitende Betätigungen dar.

Das ambulante Betreute Wohnen zieht im Jahr 2000 in das Franziska-Schervier-Haus in Derendorf ein. Der Sozialdienst berät und betreut von hier aus Männer und Frauen in ihren eigenen Wohnungen im gesamten Stadtgebiet. Hierbei geht es sowohl darum, präventiv Wohnungslosigkeit zu vermeiden, als auch darum, die Hilfesuchenden nach Phasen des Lebens ohne eigene Wohnung bei ihrer Stabilisierung in der eigenen Wohnung zu unterstützen.

Nach einer Kernsanierung wird 2010 das Gebäude der Wohnungslosenhilfe am Rather Broich neu eröffnet. Seitdem trägt es den Namen Franz von Assisi-Haus. 108 Menschen erhalten hier und in weiteren Gebäuden auf dem Campus Rath Hilfe und Unterstützung. Mit der Neueröffnung wird das Angebot weiter ausdifferenziert. 49 wohnungslose Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten und zusätzlichen chronischen Erkrankungen oder Abhängigkeiten werden hier entsprechend ihren Hilfebedarfen beraten und betreut. Dieses Angebot ist in Düsseldorf und der Region einzigartig.

 

Entwicklung der Seniorenhilfe

Auch in der Seniorenhilfe entwickelt sich das Angebot weiter: 1984 ersetzt ein neues Gebäude das alte, nicht mehr den pflegerischen Anforderungen entsprechende Heim. Im neuen Johannes-Höver-Haus entstehen 151 Pflege- und Heimplätze in geräumigen Einzelappartements und einigen Doppelzimmern. 2016 beginnen wir mit der schrittweisen Sanierung und notwendigen Anpassung der Ausstattung an heutige Erfordernisse. Das Raumkonzept und die Ausstattung für moderne Pflegeleistungen machen dieses Haus dauerhaft konkurrenzfähig.

Im Jahr 2000 eröffnet die „Villa“, in der 38 pflegebedürftige ehemals Wohnungslose ein neues Heim finden. Ein bis dato einmaliges Hilfsangebot in Düsseldorf und darüber hinaus. Auch die 1977 als Neubau eröffnete Wohnungsloseneinrichtung am Rather Broich für die vollversorgende stationäre Hilfe wird zwischenzeitlich an die Bedürfnisse einer effektiven Wohnungslosenhilfe angepasst und komplett umgebaut.

2008 wird das gesamte Außengelände am Rather Broich neugestaltet. In diesem Zuge erhält das Johannes-Höver-Haus einen besonderen Garten für an Demenz erkrankte Bewohnerinnen und Bewohner, ein Jahr später wird das Gebäude um einen großen Wintergarten erweitert. 2016 entsteht ein offener Freizeitbereich für das Franz von Assisi-Haus mit großer Feuerstelle, Tischtennisplatte, Fußballwiese und einer Boule-Bahn.

 

franzfreunde – helfen seit 1857

Mitte 2017 kündigt sich schließlich eine Zäsur an: Die Ordensgemeinschaft der Armen-Brüder des heiligen Franziskus kündigt ihren Rückzug aus unserem Sozialwerk an. Grund dafür ist, dass nach nunmehr 160 Jahren die Ordensgemeinschaft keine jungen Brüder mehr hat, die die Arbeit des Sozialwerks fortführen könnten. Deshalb haben wir beschlossen, unsere Arbeit durch die Gründung einer Stiftung für die Zukunft abzusichern. Aus der lange währenden Arbeit der Brüder wird so ein Ewigkeitsversprechen für die Dienste und Einrichtungen des Sozialwerks. Ab Oktober 2019 fungiert die Franziskanische Stiftung Johannes Höver als Träger der gesamten Arbeit. Die Franziskanische Sozialwerke Düsseldorf gemeinnützige GmbH stellt den laufenden Betrieb aller unserer Einrichtungen sicher.

Der Rückzug des Ordens macht zugleich eine Umbenennung nötig. Seit Herbst 2017 präsentiert sich unser Sozialwerk unter dem Namen franzfreunde. „franz“ steht dabei für unsere auch in Zukunft enge Bindung an den franziskanischen Gedanken und die christlichen Werte, „freunde“ für die Art unserer Hilfe: Menschliche Nähe zuzulassen, damit im franziskanischen und sehr persönlichen Sinne Vertrauen wachsen kann, das die Basis für professionelle Sozialarbeit und pflegerische Fachkompetenz ist. Damit stehen wir weiter in der Verpflichtung, den Anspruch von Johannes Höver mit Leben zu füllen, ganz so, wie er ihn 1857 in die Welt getragen hat.

 

Unser Leitbild - sich in Werken der Barmherzigkeit üben

  1. Wir sehen jeden Menschen als Abbild Gottes und begegnen ihm mit Würde, Respekt und Toleranz.
  2. Wir gestalten unsere Arbeit nach den Haltungen und Werten des Franz von Assisi und des Bruders Johannes Höver mit dem Stifterwort: „Sich in Werken der Barmherzigkeit üben.“
  3. Wir begegnen den Menschen am Rande der Gesellschaft und den Menschen in ihren Notlagen mit Herz und Professionalität.
  4. Wir schauen auf die Ressourcen und achten die individuellen Lebenslagen der Menschen.
  5. Wir stellen uns an die Seite der Menschen und entwickeln Hilfe aus ihrer Perspektive.
  6. Wir fördern die Lebensqualität und die Entwicklung von Lebensperspektiven.
  7. Wir ermöglichen Gemeinschaft und Teilhabe.
  8. Wir leben Vielfalt in unserer Dienstgemeinschaft.
  9. Wir arbeiten nach den Prinzipien der Gemeinnützigkeit, Wirtschaftlichkeit und Transparenz.
  10. Wir verpflichten uns dem Gemeinwohl.