Michael Brandt ist neuer Leiter für Streetwork, Fachberatung und Notschlafstellen

29.10.2018 | News


Michael Brandt hat zum 1. Oktober 2018 die Leitung des Bereichs Streetwork, Fachberatung und Notschlafstellen bei den franzfreunden übernommen. Er ist Diplom Sozialarbeiter und hat eine Ausbildung zum systemischen Therapeuten.

franzfreunde: Du hast am  01.10.2018 die Leitung des Bereichs Streetwork, Fachberatung und Notschlafstelle übernommen, bist aber schon viel länger an Bord bei den franzfreunden.

Michael Brandt: „Bei den franzfreunden habe ich 2010 in der stationären Hilfe angefangen. Ich war allerdings nicht direkt im Franz von Assisi-Haus sondern hatte das Büro im Haus Nr. 161 auf demselben Gelände. Das ist ganz gut für die Bewohner, dass es dort direkt auch ein Büro gibt. Einige bekannte Gesichter habe ich jetzt hier wieder getroffen. Diese Menschen liegen mir einfach sehr am Herzen.“  

 

franzfreunde: Warum hast du dich entschieden, die Leitung des Bereichs Streetwork, Fachberatung und Notschlafstellen?

Michael Brandt: „Vieles kam bei der Stellenausschreibung zusammen, was ich bereits mal gemacht habe. Da dachte ich nur: das passt, das will ich machen. Von der stationären Hilfe hierhin ist aber nicht nur ein Wechsel im Fachbereich. Da wechselt auch der Blinkwinkel. Bis Mitte der 2000er Jahre habe ich Streetwork in einer anderen Stadt gemacht – aber mit einem gesundheitsorientierten Schwerpunkt. Streetwork ist schon etwas besonderes, weil es da stattfindet, wo die obdachlosen Menschen leben. Diese Menschen sind sehr sensibel. Manche kennen sich gut aus im Hilfeangebot, mache sind misstrauisch und manche wollen auch gar keine Hilfe. Da steckt viel Beziehungsarbeit drin. Für das Vertrauen muss man richtig was tun; das ist das Spannende.“

 

franzfreunde: Welche Aufgaben übernimmst du noch?

Michael Brandt: „Etwas übergeordnet steht da die Leitungsaufgabe drüber. Dazu gehört die Koordination der Streetwork-Angebote aller Träger in Düsseldorf. In der Fachberatung geht es darum, wie Menschen, die Hilfe wollen, weiter kommen können. Die Notschlafstellen sind ganz niedrigschwellig – sowohl für Menschen, die Hilfe suchen als auch für solche, die keine weitere Hilfe wollen oder diese vielleicht auch nicht in Anspruch nehmen können.“ 

 

franzfreunde: Wie kann man sich Arbeit und Hilfen vorstellen?

Michael Brandt: „Der obdachlose Mensch kommt so, wie er ist. Und wird auch so angenommen. Als Sozialarbeiter muss ich mich an die Seite des Klienten stellen und ihm helfen, seine Ziele für sich zu klären. Dann gehe ich daran, mit ihm zusammen, Maßnahmen zu entwickeln. Dazu muss ich mich vielleicht auch mal in den Klienten hineinversetzen und aus seiner Perspektive die Situation betrachten. Ich will den Klienten darin unterstützen, dass dieser seine Kräfte und Ressourcen selbst aktivieren kann, und nutze dazu das, was der Klient mitbringt. Entscheidend ist es, dass es für den Klienten passt. Hilfemaßnahmen, die zwar gut gemeint sind, die dem Klienten aber „übergestülpt“ werden, die bringen gar nichts. Eher im Gegenteil. Es gibt Klienten, die ziehen schon seit ihrer Jugend eine ganze Hilfehistorie hinter sich her, weil alle Projekte und Hilfeangebote gar nicht passten und dadurch auch keine Motivation erzeugen konnten. 4 Wochen in einem Projekt in Italien finden manche Menschen gar nicht so toll.“

 

franzfreunde: Wie erlebst du den Umgang mit obdachlosen Menschen?

Michael Brandt: „Man ist da schon parteiisch. Man beschäftigt sich ja mit Menschen, die von der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Und bei manchen Menschen werden auch Ängste ausgelöst.“

 

franzfreunde: Hast du einen besonderen Gedanken in deiner Arbeit?

Michael Brandt: „Mit Herz und Professionalität. So wie in unserem Leitbild. Ich glaube, das macht auch den Unterschied zu anderen aus. Sozialarbeiter wollen immer alles total professionell machen. Die Distanz zu den Klienten wahren usw.. Aber wir sind franzfreunde und haben ja schon das Wort „Freund“ in unserem Namen. Deshalb wollen wir mit unserer Zielgruppe auch freundschaftlich verbunden sein. Und das geht nur mit Herz. Wenn man einmal an die 20 Jahre-Geburtstagsfeier der Beschäftigungshilfe in der letzten Woche denkt, dann bekommt man ein Bild davon, was man mit den Menschen alles erreichen kann.“

 

franzfreunde: Was kannst du Menschen empfehlen, die Sozialarbeiter werden wollen?

Michael Brandt: „Sich sehr viel umschauen und bei/in verschiedenen Bereichen, Projekten, Einrichtungen, Diensten oder Organisationen hospitieren. Wo sind Menschen in Problemlagen, die Hilfe brauchen? Die Sozialarbeit nicht so stark kategorisieren, nicht isoliert betrachten. Alles hat viele Hintergründe und Aspekte. Unsere Klienten haben wahnsinnig interessante Lebensläufe. Man sollte mit vielen unterschiedlichen Menschen über die unterschiedlichsten Dinge und Themen sprechen.“

 

franzfreunde: Abschließend in aller Kürze: Dein Job in 3 Worten!

Michael Brandt: „Tausend Worte wären besser. Nur in der Zusammenarbeit im Team können wir die täglichen Herausforderungen lösen. Mit obdachlosen Menschen respektvoll umgehen und ihnen Wertschätzung entgegenbringen. Es ist eine umfassende Arbeit, bei der wir auf die Zusammenarbeit mit den Klienten und als Team angewiesen sind.